Großeltern unerwünscht

 

Oma und Opa sind da - für viele Kinder ist das ein Festtag. Großeltern bringen oft besonders Geduld, Verständnis und Zeit mit. Doch nicht in allen Familien sind Großeltern erwünscht. Nach Trennung von Mama und Papa etwa müssen sie häufig kämpfen, um ihre Enkel sehen zu können.

VON MONIKA  GÖTZ

 

Nur mit einem Kraftakt sei der Kontakt zu den Enkeln möglich: "Einem Wiedersehen gehen eine Menge Telefonate und Terminverschiebung mit unserer Schwiegertochter voraus" bedauert Hilde­gard Meyer (Name von der Redaktion geändert) die eingeschränkten Möglichkeiten, am Leben ihrer En­kelkinder teilzunehmen. Nach der Scheidung des Sohnes müssten sie und ihr Mann, so erzählt sie, darum kämpfen, den Kontakt zu den Zwölf­- und Zehnjährigen wenigstens ge­ringfügig aufrechtzuerhalten. Ande­re Großeltern sehen die in der Nach­barschaft wohnenden Enkel nur aus der Entfernung, nehmen an wichtigen Ereignissen für das Kind - Ein­schulung oder Erstkommunion ­- abseits teil.

Noch schlimmer sieht es bei Gud­run Friedel (Name geändert). Sie und ihr Mann haben die drei, sieben und zehn Jahre alten Enkelkinder seit August nicht mehr gesehen. Ihre Tochter musste nach monatelangem seelischem Martyrium durch den geschiedenen Ehemann die Kinder dem Vater überlassen, seither ist jeglicher Umgang zu den Großeltern unterbunden. Resignieren wollen die Großeltern aber nicht. "Es muss was getan werden. Den Kindern wird nicht geglaubt. Sie haben keine Lobby und sind die Leidtragenden". Auch deshalb haben sie sich an die "Bundesinitiative Großeltern" (BIGE) gewandt.

"Allen Kindern beide Großeltern"

 

Denn diese Initiative verfolgt unter anderem das Ziel, "den Macht­missbrauch gegenüber dem nicht sorgeberechtigten Elternteil und sei­ner Familie Einhalt zu bieten". "Al­len Kindern beide Eltern und Groß­eltern" lautet eine der Forderungen der BIGE. "Die gegenwärtige Situation ist unerträglich. Weder die Ge­fühle der Kinder werden berücksich­tigt, noch werden ihre Rechte ge­wahrt", empört sich Gerlinde Christ. Die Düsseldorferin gehört zu den Gründerinnen der BIGE und setzt sich seit 2002 für das Recht der Groß­eltern ein, einen regelmäßigen Kontakt zu den Enkelkindern pflegen zu können. Unter anderem fordert die Selbsthilfegruppe in Sachen Kinder­recht, die Formulierung "Kindes­wohl" stärker zu beachten:

 

Recht auf Umgang mit Enkeln

 

"Dieser Begriff kann nicht hun­dertprozentig definiert werden. Aber es müsste zumindest eine Auf­listung der minimalen Anforderungen erstellt und im Gesetz verankert werden".

Die Betroffenen kritisieren, dass das Recht des Kindes auf Umgang mit vertrauten Bezugspersonen allein in der Hand des Elternteils liegt, bei dem die Kinder aufwachsen. "Es wird alles auf dem Buckel der Kinder ausgetragen", so Gudrun Friedel. Fachleute sagen deutlich "Kinder brauchen Großeltern". Diese spie­len eine große Rolle und oft ist ihr Einfluss so prägend, dass sich auch Erwachsene noch gern an die mit Oma oder Opa verbrachte Zeit erinnern. Denn dabei wird etwas vermittelt, was Mutter und Vater oft nicht ersetzen können: Mehr Zeit und Muße, Verständnis und Geduld.

Seitens der Rechtsprechung ist seit 1998 klar verankert, dass Großel­tern das Recht auf Umgang mit den Enkelkindern zusteht. Allerdings enthält dieses Gesetz eine Klausel.

Sie besagt, dass der Umgang "dem Wohl des Kindes dienen muss". Und so bleibt es Sache von Oma und Opa, dies zu beweisen. Das ist nicht leicht. Ebenso undurchsichtig sind die Umstände, die zu einer Entfrem­dung führen. Meistens sind Großel­tern betroffen, deren ehemaligen Schwiegerkinder nach der Trennung das Sorgerecht zugesprochen wur­de. "Häufig untergraben die neuen Partner des jeweiligen Elternteils den Umgang mit den Personen, die an die vorhergehende Beziehung des Partners erinnern", weiß Christ.

Angesichts von jährlich rund 160000 betroffenen Kindern aus ge­schiedenen Ehen in Deutschland­ setzen sich die BIGE-Mitglieder für Verbesserungen ein. Die Initiative, die sich als Anlaufstelle und Kum­merkasten für betroffene Großeltern sieht, macht sich deshalb für eine bundesweite Umsetzung des so ge­nannten "Cochemer Modells" stark.

 

Sorgerecht ohne Verlierer

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In der rheinland-pfälzischen Stadt ist es üblich, bei Scheidungsver­handlungen des Familiengerichts Anwälte, Richter, Jugendamtsvertre­ter und Berater mit der betroffenen Familie an einen Tisch zu bringen.

So gelingt es, unbürokratisch eine Lösung zu finden. Und wenn ein ge­meinsames Sorgerecht ausgespro­chen wird, soll es weder Gewinner noch Verlierer geben. Somit hätten die Großeltern gute Chancen, am Leben der Enkelkinder teilzuhaben.

 

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Info Die Kontaktaufnahme zur "Bundesinitiative Großeltern" ist über Gerlinde Christ, 0211 /70 58 39, oder unter www.grosseltern-initiative.de möglich.