Gedanken und Gefühle einer Großmutter, die seit Jahren aus
der Familie ihrer Tochter ausgegrenzt ist, die 4 Enkel fast nicht kennt und
diese vor allem nicht wissen, dass es für sie noch andere Großeltern gibt, die
sie lieb haben
Ich werde oft gefragt, wie lange diese Situation schon
besteht. Irgendwann habe ich aufgehört, die Jahre zu zählen. Die nächste Frage
lautet oft: WARUM? Konkret weiß ich es nicht. Obwohl ich mich selbst fast
zerfleischt habe, um es herauszufinden, kann ich nur Vermutungen anstellen.
Es war sicher ein schleichender Prozess. Am Anfang haben wir
es kaum gemerkt, nicht wahrhaben wollen oder darüber hinweggesehen, weil ich
keine klammernde Mutter sein wollte. Die Abwendung von uns wurde aber immer
stärker, unsere Ausgrenzung immer eindeutiger. Trotzdem dauerte es furchtbar
lange, bis ich die Endgültigkeit zur Kenntnis nehmen konnte.
Es begann eigentlich alles vor ca. 20 Jahren, als meine
älteste Tochter eine Familie kennen lernte, die ihrem Ideal entsprach und
unsere Schritt für Schritt abgespalten wurde. Zunächst konnten wir noch
finanzieren, und wir ließen uns benutzen. Das Angebot zu einem
Mutter-Tochter-Seminar wurde heftig abgeschmettert. Besonders schlimm waren die
bewussten, absichtlichen Verletzungen.
Vor einem runden Geburtstag, zu dem ich alle alten Freunde
eingeladen hatte, eskalierte alles. Ich bekam einen Zusammenbruch, war schon
Wochen vorher in der Klinik und anschließend lange zur Kur. Das Fest musste
abgesagt werden.
Es kamen 4 Enkel zur Welt, wobei ich nur die bei den Ältesten
einmal kurz nach der Geburt sehen durfte. Über Jahre habe ich auf alle
erdenkliche Weise vergeblich versucht, den Kontakt langsam wiederherzustellen.
Eine Episode kann verdeutlichen, wie aussichtslos es war:
Zufällig habe ich vor Jahren meine Tochter auf der Straße
getroffen (damals noch mit 3 Kindern). Auf die Frage der Kinder: "Wer ist
denn das" kam ihre spontane Antwort:
"Das ist die Tochter von Oma G."
(Das ist meine Mutter, die Urgroßmutter der Kinder). Ich bin für sie
also eine fremde Person, die keine Rolle spielt. Nicht nur uns, sondern auch
ihren Kindern hat meine Tochter es mit dieser Einstellung unmöglich gemacht,
echte Gefühlsbeziehungen wachsen zu lassen.
Die nicht gezählten Jahre des Kontaktabbruchs mit den
ungeheueren seelischen Schmerzen brachten für mich eine Aneinanderreihung von
Krankheiten, Unfällen und darauf folgende Therapien. Tiefste Gefühle
überschwemmten mich geradezu. Chronische Krankheiten zeigten körperlich den
chronischen Schmerz und die depressive Stimmung. In all den Jahren nahm diese
Tochter mit ihrer Familie wie ein Schatten viel mehr Raum im Reden, Denken und
Fühlen ein als die Menschen, mit denen ich täglich zusammenlebte. Da wurde mir
bald klar, dass es für diese anderen Familiemitglieder eine zusätzliche unfaire Belastung war, die sie
neben den anderen Lasten auch noch tragen mussten.
Lange habe ich mein Gehirn natürlich auch mit der Frage
zermartert: Weshalb? Wieso? In der Vergangenheit von mir und meiner Familie
sowie der meines Mannes habe ich tief gegraben, mit Familientherapeuten
Erklärungen gesucht, dabei Zugang zu tiefen Gefühlen gefunden und diese
bearbeitet.
Immer wieder habe ich mir aber diese Fragen gestellt:
§
Ist es meine eigene "Kriegskindheit'" die mich so
geprägt hat, dass ich für meine Kinder in vieler Hinsicht "zu viel"
tat, um ihnen eine andere Kindheit zu ermöglichen?
§
Haben wir (meine älteste Tochter und ich) eine zu enge
Bindung gehabt (vielleicht auch als Fortschreibung der symbiotischen Beziehung
meiner Kriegswitwenmutter zu mir), aus der es kein anderes Entkommen gab?
§
Warum dann aber so viele bewusste Verletzungen von ihr?
§
Hat mich dieser Verlust so besonders tief getroffen, war die
emotionale Fallhöhe deshalb so groß, weil ich als Kleinkind im Kriege bereits
ein Verlusttrauma erlebt habe, es also wie eine Retraumatisierung wirkte?
§
War die Erwartungshaltung meiner Tochter an ihren Vater so
hoch, dass er ihr nicht gerecht werden konnte?
§
Wie anders ist es sonst zu erklären, dass sie zu mir gesagt
haue, sie verzeihe es mir nicht, ihn zu ihrem Vater gemacht zu haben?
§
Warum haben die Schwiegereltern die ganze Zeit die
Wahrnehmung meiner Tochter unkritisch übernommen, wonach sie sich als
"Opfer" darstellte, wir die "Täter" waren und für die
anderen Eltern die Zuweisung der "Helferrolle" natürlich sehr positiv
war und sie damit die einzigen Großeltern unserer Enkel sind?
Doch das Leben zerrinnt unter dem Schmerz, es rinnt durch
die Finger, und wir können nichts erzwingen. Nach Jahren, fast nach Jahrzehnten
zu erkennen, dass man sich von der eigen Tochter und den Enkeln gewissermaßen
verabschieden muss, war und ist immer noch sehr schwierig.
Sie hatte sich zu einem Menschen mit einer völlig anderen
Wahrnehmung verändert, und ich musste und muss das akzeptieren. Ein Gang zum
Gericht schied in meinem Falle aus. Alles andere hatte ich über Jahre vergebens
versucht. Ich erkannte, dass ich keinerlei Chancen hatte und haben werde. Mein
Anhaften, Schreiben und Schicken an die Enkel hat den Schmerz bei mir zum
Dauerbrenner gemacht. Doch wie macht man es, mit dem Herzen loszulassen? Das
weiß ich immer noch nicht.
Wie gehe ich heute damit um?
Seit einigen Jahren schreibe ich ein Tagebuch für meine
Enkelkinder, worin ich mich mit meinen Interessen und Aktivitäten vorstelle,
ebenso die anderen Familienmitglieder, die auch ausgegrenzt sind. Irgendwann in
ferner Zukunft wird es ihnen sicher in die Hände fallen.
Bei BIGE habe ich die Solidarität anderer betroffener
Großeltern kennengelernt. Das hat mir sehr geholfen. Alle Reaktionen und
Gefühlsebenen der anderen Großeltern waren mir sehr bekannt, ich hatte sie auch
durchlebt. Außerdem arbeite ich ehrenamtlich für andere benachteiligte Kinder
und versuche, ihnen ein paar positive Hilfen mit auf den Lebensweg zu geben.
Eine große Wunde wird es immer bleiben, die vielleicht ein
bisschen vernarbt. Aber ich habe inzwischen gelernt, damit zu leben wie mit
einer körperlichen und seelischen Behinderung oder wie mit einem
Phantomschmerz.
Meinen Enkelkindern sende ich oft positive Gedanken und
Energien. Auch befürchte ich manchmal, dass einer von meinen vier Enkeln das
Unrecht ausgleichen will ohne den Zusammenhang bewusst zu kennen, indem er –
nach Bert Hellinger - völlig aus dem Rahmen der Erwartungen der Eltern
herausfällt. Ich hoffe sehr, dass es ihnen oder einem von ihnen erspart bleibt,
eine solche Rolle einzunehmen, nur um das Familiengleichgewicht
wiederherzustellen.
Ich will keine Erwartungen mehr haben, aber auch nicht in
Resignation und Hoffnungslosigkeit versinken. Ein Spruch von Vaclav Havel hängt
an meiner Pinnwand:
Hoffnung ist nicht Optimismus, nicht die Überzeugung, dass
etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas einen Sinn hat, ohne
Rücksicht darauf, wie es ausgeht
Jeder muss seinen Weg gehe, alles versuchen, was möglich
ist, dann aber auch das tun, was nötig ist, um sich zu schützen. Das aber habe
ich fast zu spät erkannt.
November 2007
Verfasserin ist der Bundesinitiative Grosseltern bekannt
Eltern einer Tochter und einer Enkelin
Unsere intakte Familie, Großeltern, Eltern, Kinder und Enkelkind
wurde schlagartig durch den neuen Partner unserer Tochter zerstört.
Als Kind und Teenager hatte unsere Tochter uns nie Probleme
gemacht. Sie war immer ein fröhlicher, ausgeglichener, hilfsbereiter Mensch.
Das ungetrübte Verhältnis zwischen ihr und uns Eltern setzte sich auch nach der
Geburt unserer Enkelin fort. Zehn Jahre waren wir - besonders ich - in die
Erziehung und Betreuung unserer Enkelin einbezogen. Es gab nie Beanstandungen
und unsere Enkelin wuchs zu einem fröhlichen unbeschwerten Kind heran.
Schon nach einigen Wochen hatte der neue Partner für eine
sehr negative Wandlung bei unserer Tochter gesorgt. Sie war nicht wieder zu
erkennen. Die einstmals gute Beziehung wurde zerstört und die gesamte Familie
als negativ dahingestellt.
Ohne Vorwarnung
wurde unser Enkelkind aus seiner
vertrauten Umgebung gerissen. Ohne ,
dass es sich dagegen wehren konnte
wurden. Freunde, Bekannte , Verwandte, Tanten, Neffen, vor allem aber die
geliebten Großeltern, die auch noch engste Bezugspersonen waren, wurden unter
Mithilfe von Jugendamt,
Kinderschutzbund Gericht wie Müll entsorgt.
Es ist für uns nach Jahren immer noch unverständlich, dass unsere Tochter sich in
eine solche Abhängigkeit bzw. Hörigkeit
begeben hat und nicht in der Lage ist, das Kind vor den
Machenschaften ihres Partners zu
schützen.
Seit mehreren Jahren kämpfen wir Großeltern um ein
Besuchsrecht mit unserer Enkelin. Weder außer
gerichtlich, schon gar nicht aber auf dem Gerichtswege ist bis
heute ein Erfolg zu verzeichnen.
Durch die Unfähigkeit, Untätigkeit, Gleichgültigkeit,
Zeitschinderei und das hier vor Ort
einmalige Krähenprinzip der begleitenden Professionen wie Jugendamt,
Kinderschutzbund Richterinnen und Richtern, bei AG und OLG, ist es gelungen, ein Kind total zu zerstören.
Die schulischen Leistungen sind schlecht, das Vertrauen des
Kindes ist zerstört. Wie ein scheues Reh rennt es vor den einst geliebten
Großeltern weg Das ist das Ergebnis der begleitenden Professionen, die zum
angeblichen Wohle des Kindes gearbeitet haben.
Selbst die Androhung, dass ein Staatsanwalt gegen mich
eingesetzt werden soll, nur weil ich mich gegen die Rechtspflege in unserem
Lande wehre, kann mich nicht daran hindern weiter zu kämpfen.
Das Vertrauen in unseren Staat haben wir längst verloren,
denn alle Wahlkampfversprechen bezüglich dem Interesse am Wohle der Kinder sind
nur leere Worthülsen. Unsere Politiker haben es bis heute nicht fertig
gebracht, dass die seit 1998 bestehende Kindschaftsrechtsreform umgesetzt wird.
Sie haben es aber geschafft, mit großer Mehrheit in nur zwei Wochen ihre Diäten zu erhöhen
November 2007
Verfasserin ist der Bundesinitiative Grosseltern bekannt
Mutter einer Tochter – Tochter, ein und dieselbe Person?
Als Mutter mehrerer Kinder hatte ich einen arbeits- und
erlebnisreichen Tagesablauf. Kindergarten oder Schulprobleme, Streitigkeiten
mit dem Freund oder der Freundin, gesundheitliche Probleme oder Verletzungen:
Die Mama wird’s schon richten.
Die Mitteilung meiner schulpflichtigen minderjährigen
Tochter über eine Schwangerschaft verblüffte mich. War das schwangere Mädchen
und meine selbstbewusste aufgeklärte Tochter ein und dieselbe Person? Wie
erwartet zerbrach die Beziehung mit dem Kindesvater kurz nach der Geburt. Meine
Tochter taufte das Kind in ihrer Religion. Mehr als ein Jahrzehnt wuchs mein
ständig krankes Enkelkind bei mir auf. Alle Aufgaben einer Mutter: Pflegen,
fördern, versorgen, trösten erfüllte ich als Oma. In dieser langen Zeit
absolvierte meine Tochter eine Schul- und Berufsausbildung. Trotz ihrer
Unabhängigkeit, änderte meine Tochter nichts an unserer Familienkonstellation.
Warum auch? Hotel Mama war nicht nur bequem und besonders auch umsonst.
Und ich gab gerne. Als meine Tochter ihren neuen Partner
kennenlernte, begann mein Enkelkind zunehmend verhaltensauffällig zu werden.
Die Auffälligkeit bestand aus Schlafstörungen und Leistungsabfall in der Schule. Das größte Problem war aber
die Aggressivität der Mutter gegenüber. Verständnislos oder evtl. überfordert
reagiert meine Tochter mit Verboten und leider auch mit Schlägen.
In vielen vertrauensvollen Gesprächen brachte ich meine
Tochter immer wieder dazu, mit ihrem Kind liebevoll, geduldig und gewaltfrei
umzugehen. Leider war dieser Erfolg immer nur kurzfristig. Unsere
Familiensituation wurde immer schwieriger und unerträglicher. Der Partner
meiner Tochter schürte noch das Zerwürfnis zwischen uns und schreckte auch vor
Handgreiflichkeiten mir gegenüber nicht zurück. Innerhalb kurzer Zeit schaffte
er es, mich in den Augen meiner Tochter auf eine primitive, psychischkranke und
gehässige Mutter zu reduzieren. In einer Nacht und Nebelaktion zog meine
Tochter schließlich mit meinem Enkelkind bei uns aus. Seit diesem Tag hat meine
Tochter weder zu Eltern, Geschwistern und anderen Verwandten Kontakt.
Meine Tochter ist in allen Lebensbereichen unzuverlässig
geworden. Ihre emotionale und finanzielle Abhängigkeit gegenüber dem Partner
ist für zu mich nicht zu verstehen.
Mein Enkelkind war verzweifelt und hat gehofft, dass es tot
ist. Die schulischen Leistungen entsprechen eigentlich nicht den Fähigkeiten.
Aus meinem Enkelkind ist ein Stubenhocker geworden, kein Instrument wird mehr
gespielt, kein Verein mehr, keine Freunde, keinerlei soziale Kontakte mehr.
Beängstigend fand ich die Parolen, die eine Ausländerfeindlichkeit erkennen ließen. Meine Tochter duldete das,
da sie selbst dem nicht entgegen wirken konnte. Ich wirke dem entgegen, indem
wir unserem Enkelkind die Möglichkeit geben Menschen aus anderen Ländern
kennenzulernen in der Hoffnung, dieses Gedankengut aus dem Kopf zu verbannen.
Hinzufügen möchte ich, nichts ist meinem Enkelkind von
dem eigenen ich geblieben. Keine
Kontakte mehr zu Freunden, Familie, die Ausübung der Religion wird verwehrt, kurz die Entfaltung der eigenen
Persönlichkeit wird unterdrückt. Besonders von dem Partner meiner Tochter, die
nicht in der Lage ist. die Bedürfnisse ihres Kindes zu sehen und durchzusetzen.
Als meine Tochter mir den Umgang verweigerte, versuchte ich
erst alles, um zu einer friedvollen Lösung zu kommen. Sie lehnte aber jegliche
Hilfe, auch von der Familienberatungsstelle, ab. Darum wählten wir den
Gerichtsweg. Da der Richter erkannt hat, wie wichtig die Beziehung zu den
Wurzeln der Familie ist, hat er mir Umgangsrecht zugebilligt, denn sonst wären
mir die Hände gebunden.
November 2007
Verfasserin ist der Bundesinitiative Grosseltern bekannt
Mutter einer Tochter – Alles zum Wohle des Kindes?
Die Ehe meiner Tochter wurde nach zweijährigen eskalierenden
Auseinandersetzungen, häufig im Beisein der beiden Kinder, geschieden. Meine
Tochter hatte bereits vorher ihren damaligen Noch-Ehemann vor die Tür gesetzt,
was die Kinder miterleben mussten.
Mein Enkel wurde ausgerechnet unmittelbar nach dieser
schlimmen Zeit eingeschult. Es gab Probleme in der Schule. Die Lehrerin wollte
nicht auf ihn eingehen, obwohl sie von der Situation, in der sich das Kind
befand, unterrichtet wurde. Er musste die Schule wieder verlassen und kam in
den Schulkindergarten. Hinzu kam, dass meine Tochter eine sehr schlechte
Beziehung zu diesem Sohn hatte, ihr Liebling ist der jüngere Bruder.
Beim 2. Anlauf für das 1. Schuljahr zeigte mein Enkel nach
Auskunft der Lehrerin Verhaltensauffälligkeiten. Meine Tochter wandte sich an
eine Klinik, wo er untersucht wurde. Man stelle eine leichte Form von Epilepsie
fest, die sich oft völlig auswächst. Die Ärzte waren der Meinung, dass das Kind
nicht einmal die Grundschule schaffen würde. Diese Diagnose habe ich von Anfang
an für falsch gehalten.
Nach langem Aufenthalt in der Klinik und unendlichen
psychologischen Untersuchungen fanden Gespräche mit den Eltern statt, mit dem
Ergebnis, dass das Kind keine normale Schule besuchen könnte und eine
Einweisung in eine „Einrichtung“ nötig sei. Mein Mann und ich haben diese
Therapie für ebenso falsch gehalten, wie die obige Diagnose.
Meine Tochter war nicht bereit, mit mir über die
Heimeinweisung zu sprechen und hat den Kontakt mit uns völlig abgebrochen.
Später hat sie zusätzlich erklärt, dass sie keinen Kontakt zwischen uns und dem
Enkel erlaubt. Unser Enkel war bis dahin oft bei uns, fühlte sich wohl bei uns,
und wir waren so etwas wie der ruhende Pol in seinem Leben.
Bei Beginn des Aufenthaltes im Kinderheim durfte er erst
einmal 4 bis 6 Wochen keine Verbindung nach außen haben – er sollte sich erst
eingewöhnen. Danach gibt es Besuchserlaubnis nur für die Eltern. Besuch von
anderen Verwandten, zu denen zum Teil enge Beziehungen bestehen, werden vom
Heim nicht erlaubt. Auch Telefonieren ist nicht gestattet.
Mein Enkel hat uns am Anfang seines Aufenthalts im Heim
geschrieben, wie sehr er uns vermisst. Wie ich gehört habe, geht er inzwischen
auf eine Grundschule, wird also nicht mehr heimintern unterrichtet. Seine schulischen
Leistungen sollen gut sein. An der Musikschule erhält er Einzelunterricht im
Hornspielen, was ihm sehr viel Freude bereitet.
Es dauerte fast 1 ¼ Jahr bis wir ihn zum ersten Mal
wiedergesehen haben –
und das, obwohl das Kinderheim nur wenige Autominuten
entfernt von unserem Wohnort liegt. Er hatte uns schriftlich eingeladen, wir
sollten doch zu seinem Hornvorspiel am Ende des Schuljahres kommen. Meine
Tochter und ihr Ex-Ehemann reagierten auf diese Einladung sehr scharf und
teilten mir – per E-Mail über das Jugendamt – mit, dass unser Erscheinen nicht
erwünscht sei. Erlaubt sei lediglich der „ohnehin nicht sehr persönliche“ Briefkontakt,
den ich habe. Gemeint ist damit der fast wöchentliche Brief mit einer
Geschichte, von denen mein Mann inzwischen über 80 für seinen Enkel geschrieben
hat.
Nach der Veranstaltung sagte mir mein Enkel, dass er gerne
mal zu uns kommen würde, aber Mama hätte ihm das verboten. Ich sprach meinen anwesenden
Ex-Schwiegersohn darauf an, der dann sagte, dass er mit seiner Ex-Frau keinen
Streit haben möchte und deshalb dem auch zustimmt. Alles zum Wohle des Kindes?
Die Antwort auf meine Frage an meinen Enkel, warum er uns
nicht schreiben würde, war: „Die lesen doch alles, was ich schreibe, und das
finde ich nicht gut.“ Eine natürliche Reaktion. Gibt es für Kinder kein
Briefgeheimnis? Wie soll er uns eine Nachricht zukommen lassen, wenn er das
Bedürfnis hat, mir etwas mitzuteilen?
Durch die Zeitung erfuhr ich, dass die Schule meines Enkels
einen Martinszug veranstaltet. Wir sind hingefahren. Für mich war es besonders
traurig, dass mir mein Enkel inzwischen so fremd geworden war. Er ist sehr
gewachsen und ich hatte Mühe, ihn ausfindig zu machen. Auch bei dieser Gelegenheit
hatte ich ein schlechtes Gefühl und wusste nicht, wie er, falls er mich sehen
würde, auf meine Anwesenheit reagieren würde.
Nach so einer Begegnung geht es mir schlecht, hoher
Blutdruck und ich bin innerlich total aufgewühlt. Es dauert einige Tage, bis
ich wieder zur Ruhe gekommen bin. Diese ganzen Auseinandersetzungen haben mir
gesundheitliche Probleme verursacht, was wohl nicht verwunderlich ist.
Noch ein paar Bemerkungen zum Kinderheim und zur Diakonie:
Am späten Vorabend meines 60. Geburtstags warf ich einen
Brief an meinen Enkel in den Briefkasten am Heim, in der Hoffnung, er dürfe
vielleicht seiner Oma telefonisch gratulieren. Diese Hoffnung hat sich nicht
bestätigt. Nach mehreren Tagen kann der Brief ungeöffnet zurück. Beigefügt war
ein Schreiben der Heimleitung mit folgenden Inhalt: Wie man uns schon
mitgeteilt hätte, wäre der Briefkontakt nur auf dem Postweg erlaubt, wir
sollten eine Briefmarke auf den Brief kleben und nochmals zusenden. Das Heim,
das solche Aktionen zum Wohle des Kindes durchführt, bezeichnet sich als
„heilpädagogisch“.
Erwähnen möchte ich noch, dass die Heimleitung uns
schriftlich ein Betretungsverbot für das Grundstück des Kinderheims hat
zukommen lassen. Wie fühlt man sich da? Haben wir schwere Verbrechen begangen?
Ich habe alles versucht was möglich war, um mit dem
Jugendamt, das den teuren Aufenthalt von 170,-- €/Tag bezahlt, ins Gespräch zu
kommen. Das Jugendamt verweist uns an die im Wege der Subsidiarität zuständige
evangelische Diakonie, die mir bündig erklärt, ich sollte die Situation mit
meiner Tochter in Ordnung bringen, sonst würde ich meinen Enkel nicht mehr sehen.
Da die Briefe an meine Tochter mit der Bitte um Aussprache nicht erwidert, bzw.
gar nicht gelesen werden, habe ich die Bitte an die Diakonie gerichtet, doch
ein gemeinsames Gespräch herbeizuführen. Auch das wurde von meiner Tochter
abgelehnt.
Der Bitte um ein Gespräch mit uns ohne unsere Tochter hat
sich die zuständige Mitarbeiterin der Diakonie verweigert und diese Weigerung
mit ihrer Schweigepflicht begründet. Sie kann mir nicht zuhören, weil sie der
Schweigepflicht unterliegt? Alles logisch und klar? Ich verstehe nicht, dass
wir als wichtige Bezugspersonen nicht wenigstens gehört werden. Diakonie soll
übrigens „Dienst am Menschen“ bedeuten.
Ich könnte mir vorstellen, dass auch unsere Angelegenheit
zum Wohle des Kindes gelöst werden könnte, wenn das Cochemer Modell auch in Nordrhein-Westfalen
eingeführt würde, sich alle an einen Tisch setzen und nicht jeder seine
Zuständigkeit verneint. Eine gerichtliche Auseinandersetzung vor dem
Verwaltungsgericht wäre mir zu nervenaufreibend, und es ist die Frage, ob ich
dadurch mein Enkelkind, wenigstens stundenweise, mal sehen dürfte. Meine
Erfahrungen mit anderen traurigen Fällen haben gezeigt, dass es sehr schwer
ist, auf diesem Wege ein Umgangsrecht zu erlangen.
November 2007
Verfasserin ist der Bundesinitiative Grosseltern bekannt
Mutter einer Tochter – Warum nur?
Jugendämter und Familiengerichte können abgeschafft werden.
Braucht man von denen Hilfe, so wird einem geraten, sich einen Anwalt zu
nehmen. Jeder hat nicht das Geld dafür.
Seit dem Tod meiner Tochter darf ich meine beiden Enkelkinder
nicht mehr sehen, es werden jetzt 2 Jahre. Mein Schwiegersohn nahm sich gleich
eine andere Frau, die er wohl schon während der Erkrankung meiner Tochter hatte
Die Kinder wurden gegen mich aufgehetzt, und das Jugendamt
sagte: „Lassen Sie die Familie in Ruhe.“
Die beiden Kinder verloren nicht nur ihre Mama, sondern auch
noch die gute Oma, die immer für sie da war.
Der Mitarbeiter des Jugendamtes wollte wohl selber seine
Ruhe
haben! Das Jugendamt hätte von sich aus sagen müssen: So
geht das nicht, bitte kein aufhetzen gegen die Großeltern und gegen die
Schwester der verstorbenen Mama.
Anwaltskosten sind rausgeworfenes Geld, mein Enkelsohn will
mit mir nichts mehr zu tun haben, die Kleine ist erst 4 Jahre alt, und ich bin
sehr, sehr traurig darüber.
Hilfe gibt es leider von keiner Seite.
Dass man durch so etwas krank wird, interessiert niemand!
Ich laufe zum Psychiater, schaffe meinen Haushalt nicht, schlafe nicht, brauche
alle möglichen Medikamente usw.
Es geht vielen, vielen Großeltern so wie mir! Warum nur?
November 2007
Verfasserin ist der Bundesinitiative Grosseltern bekannt