Hallo,

 

hier spricht eine 47jährige Frau, die sich noch prima daran erinnern kann, wie viel  Nähe, Liebe, Geduld, Zuwendung, Verlässlichkeit und vieles mehr sie von Großeltern bekommen hat. Wenn ich bei meinen Großeltern sein durfte, dann war es mir immer, als sei ich das glücklichste Kind auf Erden. Mein eigener Sohn ist ein Scheidungskind, aber es wäre mir nicht einmal im Traum eingefallen, nach der Scheidung meinem Kind die Großeltern fortzunehmen, die es kennen und lieben gelernt hatten. Ich hätte meinem kleinem Sohn diesen Verlustschmerz nicht antun können.

 

Ich habe diese fragende Angst in den Augen meiner Schwiegereltern gesehen, diese stumme Frage „Kind, wirst du ihn uns jetzt wegnehmen, wir haben ihn doch genauso gern wie du", und auch sein Vater hat diesen kleinen Zwerg geliebt. Die Scheidung war für mich eine Sache, die nur mich und meinen Mann betraf.

 

Und darum verstehe ich die Entscheidungen mancher Frauen nicht. He Mädels -  möchte ich da manchmal richtig laut los brüllen - wenn ihr enttäuscht seid von euren Partnern und eine Scheidung nicht mehr zu vermeiden ist, was kann dann euer Kind dafür. Wenn eure Liebe kaputt gegangen ist, warum wollt ihr in eurem Kind ebenfalls die Liebe zu diesen Menschen wie Vater und dessen Eltern kaputt machen? Warum seid  ihr so unfair eurem Kind gegenüber? Euer Kind, so klein es auch sein mag, ist eine eigene Persönlichkeit und hat somit  das Recht auf seine eigene Meinungsbildung, die ist nämlich ganz wichtig für sein späteres eigenes Erwachsenenleben.

 

Was konnten meine Schwiegereltern denn dafür, dass ich mit ihrem Sohn nicht mehr zurecht kam? Was konnte mein Sohn dafür, dass ich mit seinem Vater nicht mehr zurecht kam? Er kam mit diesen Menschen zurecht und er hätte die Welt nicht mehr verstanden, wenn ich ihm von heut auf morgen gesagt hätte: „So, mein kleiner Schatz, diese  Menschen gibt es ab heute nicht mehr für dich".

 

Was genau wäre passiert, wenn ich das getan hätte? Ich hätte dafür gesorgt, dass vier Seelen einen Trennungsschmerz haben, dass vier Seelen einen Sehnsuchtsschmerz haben.

 

Kinder sind kein Besitztum, sie sind nicht mit dem Recht von euch geboren worden, dass ihr sie als Druckmittel einsetzen könnt wie es euch gerade in den Kram passt.

 

Und dann möchte ich diese Frauen fragen, ob sie wissen, was psychische Belastung für Auswirkungen haben kann und sie könnten es mir glauben, dass ich persönlich weiß, wovon ich spreche.

 

Was eine psychische Belastung, die durch eine ewige unerfüllte Sehnsucht entsteht, für Auswirkungen auf Leib und Seele haben kann. Sie verändert den Menschen in seiner ganzen persönlichen Struktur und wenn die  Seele den Schmerz nicht mehr ertragen kann, dann kann es sogar so schlimm werden, dass die Seele anfängt, einen Teil ihres Schmerzes an den Körper weiterzugeben. Seele und Körper teilen sich dann den Schmerz, was der Mediziner dann als psychosomatisch bezeichnet. Die Psyche, dass ist die Seele und Soma, dass ist der Körper und der schmerzt dann ebenfalls, als hätte man tatsächlich etwas mit dem Herzen, mit dem Magen oder mit dem Rücken und dann läuft man zum Arzt und der erklärt dann, bei ihnen oder bei ihrem Kind ist organisch alles in Ordnung, ich empfehle ihnen einen Therapeuten aufzusuchen.

 

Und dabei, gibt es eine so heilsame und wirksame Medizin für diese Leiden. Es würde völlig genügen, wenn man die Oma, den Opa, den Papa, das Enkelkind in den Arm nehmen könnte und ihm wieder sagen dürfte wie froh man darüber ist.

 

Euch, liebe Großeltern, möchte ich sagen, ihr kämpft für eine großartige Sache, weil ihr trotz Eures Schmerzes die Kraft aufbringt, für mehr Verständnis aus der Sicht eines Kindes zu kämpfen, dass ihr für ein menschlicheres Zusammenleben und einander verstehen kämpft.

 

Denn auch ich möchte, dass jedes Kind sagen kann ,,Auch wenn Mutti und Papa sich getrennt haben, sie waren beide wichtig für mich. Auch wenn Mutti und Papa sich getrennt haben, ich hatte Großeltern, die für mich die  schönsten und liebevollsten Tankstellen waren. Auch wenn Mutti und Papa Querelen mit Oma und Opa hatten, sie waren immer alle  so fair zu mir, dass sie es nicht auf meinem Rücken ausgetragen haben."

 

 

Dann würden einem erwachsen gewordenem Kind nicht mehr solche Verse  einfallen:

 

Was weh tut

Ich habe vieles kennengelernt

was weh tut.

Ich habe den Seelenschmerz gespürt.

Ich möchte nicht,

dass mein Gegenüber,

es auch lernt

was weh tut.

Ich möchte nicht,

dass er den gleichen Schmerz spürt.

Ich möchte,

dass niemand Niemandem lernt

was weh tut!

So verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Und wünsche euch allen viel Kraft und Gottes Segen

 

 

Oberhausen d. 03.02.2005

(Verfasserin ist unserer Intitiative namentlich bekannt)